Das japanische Wirtschaftswunder bezieht sich auf die Zeit des raschen Wirtschaftswachstums in Japan vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zum Ausbruch der weltweiten Ölkrise (1955-1973). In dieser Zeit entwickelte sich Japan zu einer der führenden Volkswirtschaften der Welt und nahm nach den Vereinigten Staaten und der UdSSR den dritten Platz ein. In den 1970er Jahren begann sich das Wirtschaftswachstum zu verlangsamen, aber die Arbeitsproduktivität pro Arbeitnehmer blieb auf einem hohen Niveau, was die Wirksamkeit des japanischen Wirtschaftsmodells bestätigte.
Das japanische Wirtschaftswunder wurde durch eine Kombination aus externen und internen Faktoren ermöglicht. Nach dem Zweiten Weltkrieg profitierten Japan und Westdeutschland von der Situation des Kalten Krieges. In dem Bestreben, den sowjetischen Einfluss im Pazifik einzudämmen, führte die US-Regierung in Japan weitreichende politische, wirtschaftliche und soziale Reformen ein. Die Unterstützung der USA, einschließlich Wirtschaftshilfe und Technologietransfer, spielte eine Schlüsselrolle, da sie dazu beitrug, die Wirtschaft zu stärken und die Bevölkerung davon abzuhalten, sich dem Kommunismus zuzuwenden.
Wodurch unterscheidet sich das japanische Wirtschaftswunder von allen anderen?
Die wichtigsten Merkmale der japanischen Wirtschaft in den Jahren des „Wirtschaftswunders“ waren die enge Zusammenarbeit zwischen Produzenten, Lieferanten, Händlern und Banken innerhalb der Keiretsu-Gruppen, starke Gewerkschaften und jährliche Lohnverhandlungen sowie ein System garantierter lebenslanger Beschäftigung in großen Unternehmen. Diese Elemente trugen zusammen mit dem aktiven wirtschaftlichen Interventionismus der Regierung zum raschen Wachstum von Industrie und Export bei.
Einige Forscher sind der Meinung, dass das Bündnis mit den Vereinigten Staaten der entscheidende Faktor war, der es Japan ermöglichte, solch beeindruckende Ergebnisse zu erzielen. Der amerikanische Markt nahm die japanischen Exporte auf, drückte bei umstrittenen Handelspraktiken ein Auge zu und leistete finanzielle Unterstützung, was die Wirksamkeit der japanischen Wirtschaftspolitik erheblich verbesserte.
Hintergrund und Wirtschaftspolitik
Nach dem Ende der Besatzung und der Rezession, die mit dem Ende des Koreakriegs einherging, konnte Japan sein Wirtschaftswachstum wieder aufnehmen. Bis Ende der 1960er Jahre hatte sich das Land durch die Förderung des Privatsektors und eine protektionistische Politik, die sich allmählich auf die Entwicklung des Außenhandels konzentrierte, vollständig vom Zweiten Weltkrieg erholt.
Das japanische Wirtschaftswunder umfasst den Zeitraum des raschen Wachstums vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis in die 1990er Jahre, der in die Phasen der Erholung, des hohen, des anhaltenden und des niedrigen Wachstums unterteilt wird. Trotz der Zerstörungen durch die Bombenangriffe war Japan bereits in den 1960er Jahren zur drittgrößten Volkswirtschaft der Welt aufgestiegen. In den 1980er Jahren verlangsamte sich das Wachstum jedoch aufgrund der Aufwertung des Yen, was zu einer Rezession führte. Versuche, die Nachfrage anzukurbeln, führten zu einer Wirtschaftsblase, und die Deflationspolitik in den 1990er Jahren schadete der Wirtschaft schwer, was zu einer lang anhaltenden Periode schwachen Wachstums führte, die bis heute anhält.
Nach dem Zweiten Weltkrieg lag Japans Wirtschaft in Trümmern: Ein Großteil der Industrie war zerstört, und das Land stand kurz vor einer Hungersnot, die durch Nahrungsmittellieferungen aus den Vereinigten Staaten abgewendet werden konnte. Die Industrieproduktion fiel auf 27,6 % des Vorkriegsniveaus, erreichte aber 1960 das 3,5-fache des Vorkriegsniveaus. Reformen, darunter eine „schräge Produktionsweise“ mit Schwerpunkt auf Rohstoffen und Textilien und die Einbeziehung von Frauen in die Erwerbsbevölkerung, spielten eine Schlüsselrolle bei der Erholung.
Die Situation vor dem Boom
Ein wichtiger Faktor für den Aufschwung war der Koreakrieg, als Japan die US-Armee mit Munition und Logistik versorgte, was die Wirtschaft ankurbelte und die Voraussetzungen für das anschließende Wachstum schuf. Das Ende der amerikanischen Besatzung im Jahr 1952 beschleunigte auch die Integration Japans in die Weltwirtschaft und bildete die Grundlage für das Wirtschaftswunder.
Der Beginn des Wirtschaftsbooms
Nach dem Zweiten Weltkrieg lag Japans Wirtschaft in Trümmern: Die Textilindustrie war praktisch zerstört und das Land stand am Rande einer Hungersnot, die nur durch amerikanische Nahrungsmittelhilfe abgewendet werden konnte. Der Wiederaufbau begann mit Reformen, die vom Ministerium für internationalen Handel und Industrie initiiert wurden. Das eingeführte „schräge Produktionssystem“ konzentrierte sich auf die Produktion von Rohstoffen wie Stahl und Kohle und erhöhte die Textilproduktion. Außerdem förderte die Regierung den Eintritt von Frauen in den Arbeitsmarkt.
Ein wichtiger Wachstumsimpuls war der Koreakrieg, in dem die japanische Industrie die Vereinigten Staaten mit der benötigten Munition und Logistik versorgte. Dies half Japan nicht nur, die Produktionszahlen der Vorkriegszeit wiederherzustellen, sondern legte auch den Grundstein für das darauf folgende Wirtschaftswunder. Bis 1960 erreichte die Industrieproduktion das 3,5-fache des Vorkriegsniveaus. Das Ende der US-Besatzung im Jahr 1952 trug ebenfalls zur Integration Japans in die Weltwirtschaft bei.
Mit Unterstützung der USA und durch Wirtschaftsreformen im eigenen Land erreichte Japans Wirtschaft von den 1950er bis zu den 1970er Jahren ein schnelles Wachstum, vollendete den Industrialisierungsprozess und wurde das erste entwickelte Land in Ostasien. In den Wirtschaftsberichten der Jahre 1967 bis 1971 wurde ein stetiger Anstieg der Produktion, des Wachstums und des Aufschwungs verzeichnet. Die Hauptfaktoren für diesen Erfolg waren die politische Ausrichtung der Regierung von Hayato Ikeda, der rege Binnenkonsum und die umfangreichen Exporte.
Ab 1954 kam das vom Ministerium für internationalen Handel und Industrie (MITI) von 1949 bis 1953 entwickelte Wirtschaftssystem voll zum Tragen. Premierminister Hayato Ikeda, den Chalmers Johnson als „den wichtigsten Architekten des japanischen Wirtschaftswunders“ bezeichnete, leitete eine Politik der aktiven Industrialisierung ein. Diese Politik förderte die Praxis der „übermäßigen Kreditaufnahme“, bei der die Bank von Japan Kredite an Stadtbanken vergab, die ihrerseits Kredite an Industriekonglomerate vergaben, oft über deren Rückzahlungsfähigkeit hinaus. Dieses System ermöglichte es der Bank von Japan, abhängige lokale Banken zu kontrollieren.
Eine Folge davon war die Wiederbelebung der Keiretsu-Konglomerate, die die Vorkriegs-Zaibatsu ablösten. Keiretsu zeichneten sich durch eine enge Bindung an das MITI und eine stabile Struktur durch Überkreuzbeteiligungen aus, die sie vor ausländischen Übernahmen schützten. Sie sorgten für eine vertikale und horizontale Integration, setzten Anreize für strategische Industrien und förderten eine langfristige Planung, wobei sie kurzfristige Gewinne für Marktanteile opferten.
Ikeda führte auch einen Plan zur Verdoppelung der Einnahmen ein, der darauf abzielte, die Wirtschaft innerhalb von 10 Jahren durch Steuererleichterungen, Infrastrukturinvestitionen und Exportförderung zu verdoppeln. Das reale Wachstum übertraf die Erwartungen, und die Wirtschaft verdoppelte sich in weniger als sieben Jahren, wodurch der Kult des „Wirtschaftswachstums“ als wichtigster Maßstab für die Politik zementiert wurde. Die von Ikeda vorgeschlagene Handelsliberalisierung stieß jedoch auf Widerstand und führte zu einer vorsichtigeren Umsetzung der Reformen.
Abschwächung und das Ende des Wachstums
Das Wirtschaftswunder ging 1973 mit der ersten Ölkrise zu Ende, als der Ölpreis um ein Vielfaches anstieg. Dies führte zu einem Rückgang der Industrieproduktion und der Notwendigkeit einer industriellen Umgestaltung mit Schwerpunkt auf der Technologie. Nach der Krise konzentrierte sich Japan auf energiesparende und hochtechnologische Industrien, was ein stetiges Wirtschaftswachstum sicherte und seine führende Position unter den kapitalistischen Ländern bewahrte.
Schlussfolgerung
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der wirtschaftliche Aufschwung Japans nach dem Zweiten Weltkrieg und sein anschließender wirtschaftlicher Erfolg das Ergebnis einer komplexen Kombination aus staatlichen Reformen, einem effizienten Finanzsystem und außenwirtschaftlichen Faktoren war. Dank der Unterstützung durch die USA und der Umgestaltung des Landes konnte Japan nicht nur seine Industrie wieder aufbauen, sondern sich auch rasch industrialisieren und zur führenden Wirtschaft in Ostasien werden.
Die Rolle der Regierungspolitik, insbesondere die Bemühungen des Ministeriums für internationalen Handel und Industrie (MITI), sowie die Einführung des Keiretsu-Systems ermöglichten Japan ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum und eine deutliche Verbesserung des Lebensstandards.
Trotz Schwierigkeiten wie der Energiekrise in den 1970er Jahren hat Japan Flexibilität und Anpassungsfähigkeit bewiesen, die es ihm ermöglichten, zu einem stärker technologieorientierten Produktionsmodell überzugehen. Japans Wirtschaftswunder hat mit Sicherheit ein bedeutendes Vermächtnis in der Weltwirtschaftsgeschichte hinterlassen und ist ein Beispiel dafür, wie strategische Reformen und Flexibilität als Reaktion auf globale Herausforderungen zu einem raschen Aufschwung und Wohlstand führen können.
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