Es besteht die weit verbreitete Auffassung, dass die Regierung weder über ausreichende Informationen noch über die erforderlichen Kompetenzen verfügt, um fundierte Unternehmensentscheidungen zu treffen und durch Industriepolitik „Gewinner“ zu ermitteln. Gleichzeitig sind viele Menschen der Meinung, dass die für solche Entscheidungen zuständigen Regierungsbeamten mit größerer Wahrscheinlichkeit völlig erfolglose Kandidaten bevorzugen, da es den Beamten mehr um Macht als um Gewinn geht und sie im Allgemeinen nicht für die Folgen ihrer Entscheidungen zur Rechenschaft gezogen werden.
Wenn der Staat beschließt, entgegen der Marktlogik zu handeln, indem er Industrien unterstützt, die nicht zu den verfügbaren Ressourcen und Kompetenzen des Landes passen, können die Ergebnisse besonders beklagenswert sein - wie das Beispiel der schlechten Qualität von Straßen und unnötigen Initiativen zeigt.
Der Staat ist in der Lage, wirksam in die Wirtschaft einzugreifen
Dennoch sind staatliche Strukturen in der Lage, erfolgreiche Entwicklungsrichtungen zu wählen, in einigen Fällen sogar sehr erfolgreich. Bei objektiver Betrachtung der weltweiten Praxis lassen sich viele Beispiele finden, in denen staatliche Eingriffe zu positiven Ergebnissen geführt haben. Das Argument, dass die Entscheidungen, die der Staat in Bezug auf die Aktivitäten der Unternehmen trifft, immer schlechter sind als die Entscheidungen der Unternehmen selbst, ist nicht stichhaltig. Mehr Informationen zu haben, ist an sich noch keine Garantie für bessere Entscheidungen.
In Wirklichkeit kann der Staat wirksam in die Wirtschaft eingreifen
Für die Unternehmen ist es oft noch schwieriger, unter dem Druck der Markt- und Wettbewerbsbedingungen die richtigen Entscheidungen zu treffen. Gleichzeitig hat der Staat die Möglichkeit, Informationen in großem Umfang zu sammeln und die Qualität seiner Entscheidungen zu verbessern. Außerdem können Entscheidungen, die für einzelne Unternehmen vorteilhaft sind, für die Wirtschaft insgesamt schädlich sein. Indem der Staat gegen die Marktbedingungen und in enger Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft zugunsten eines Unternehmens entscheidet, kann er die Wirtschaft insgesamt positiv beeinflussen.
Eugene Black, der dienstälteste Präsident der Weltbank, kritisierte die Entwicklungsländer für ihre exzessive Verehrung dreier Götzen: Autobahnen, Eisen- und Stahlwerke und ein Denkmal für das Staatsoberhaupt. Blacks Bemerkung zu den Denkmälern war vielleicht nicht ganz fair, aber er hatte Grund zur Sorge über die weit verbreitete Tendenz, sich zu Prestigeprojekten wie Autobahnen und Eisen- und Stahlwerken hinreißen zu lassen, ohne Rücksicht auf deren wirtschaftliche Tragfähigkeit.
Paläste in der Wüste
Jahrhunderts versuchten viele Länder, dem wirtschaftlichen Erfolg der USA nachzueifern, basierend auf den Ideen des Keynesianismus, der öffentliche Investitionen in Infrastrukturprojekte und Konjunkturprogramme aktiv unterstützte. Die Versuche, die in Amerika beliebten Ansätze zu übernehmen, führten jedoch häufig zu negativen Ergebnissen, insbesondere in Ländern mit begrenzten Ressourcen und instabilen Volkswirtschaften. Der Wunsch, dem Modell der großen Weltmächte zu folgen, führte häufig zu teuren, aber nutzlosen Einrichtungen, für die später die Ausdrücke „weißer Elefant“ und „Palast in der Wüste“ verwendet wurden.
Diese Symbole stehen für leere und übermäßig ehrgeizige Projekte, die die Staatshaushalte belasteten, aber nicht den versprochenen Nutzen brachten
Eines der berühmtesten Beispiele war der Bau zahlreicher Autobahnen und Eisenbahnstrecken in Lateinamerika. Inspiriert durch den Erfolg des US-Interstate-Highway-Netzes begannen die Staaten der Region, massiv in Verkehrsprojekte zu investieren, in dem Glauben, dass die Entwicklung der Infrastruktur der Schlüssel zum wirtschaftlichen Aufschwung sein würde. Viele dieser Straßen wurden jedoch ohne Rücksicht auf die tatsächlichen Bedürfnisse und Besonderheiten der lokalen Wirtschaft geplant. So begannen Brasilien und Argentinien mit dem Bau großer Autobahnen durch dünn besiedelte Gebiete und unwegsames Gelände, was ihre Instandhaltung extrem kostspielig machte. Diese Projekte haben sich nicht nur nicht bezahlt gemacht, sondern auch erhebliche Ressourcen von anderen dringenden Aufgaben abgezogen und die Haushalte der Länder mit langfristigen Kosten belastet.
Ein ebenso bezeichnendes Beispiel ist die Situation in Afrika, wo die Regierungen ebenfalls versucht haben, eine von keynesianischen Ideen inspirierte Infrastruktur zu entwickeln. Einige Länder, wie Nigeria und Ghana, investierten massiv in große Fabriken und exportorientierte Industrien. Diese Projekte waren jedoch weitgehend unrentabel, weil sie weder die verfügbaren Ressourcen noch die Marktrealität berücksichtigten. Ein Beispiel dafür war das riesige Stahlwerk in Nigeria, das für eine Großproduktion gebaut wurde, sich aber mangels ausreichender Nachfrage und hoher Kosten für den Import von Rohstoffen als unrentabel erwies. Dieses Werk wurde, wie viele ähnliche Projekte, bald als ein weiterer „weißer Elefant“ berüchtigt.
Auch asiatische Länder scheiterten
Auch die asiatischen Länder hatten oft ähnliche Probleme. In den 1960er Jahren investierten die Philippinen und Indonesien, inspiriert von den Erfahrungen der USA, riesige Summen in Projekte zum Aufbau neuer Industrie- und Handelszentren. So bauten die Philippinen beispielsweise einen modernen Flughafen in einem abgelegenen Gebiet mit geringem Verkehrsaufkommen in der Erwartung, dass die Infrastruktur Unternehmen und Tourismus anziehen würde. Das Fehlen einer geeigneten Infrastruktur in der Umgebung und die begrenzten wirtschaftlichen Ressourcen des Landes machten diesen Flughafen jedoch unnötig und im Unterhalt extrem teuer.
Beispiele für ähnlich ehrgeizige und schlecht getimte Projekte finden sich auch im Nahen Osten. Saudi-Arabien und der Iran haben mit großem Aufwand groß angelegte Projekte zum Bau von Industriekomplexen in Wüstenregionen durchgeführt. Trotz der beträchtlichen Ausgaben blieben die meisten Anlagen ungenutzt, und die Instandhaltung solcher Komplexe erforderte ständige Finanzspritzen. Diese wie auch viele andere Projekte waren zum Scheitern verurteilt und erhielten den Status von „Palästen in der Wüste“.
Erfolgreiche Beispiele
Trotz der vielen Misserfolge gab es in der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts auch Beispiele für eine erfolgreiche öffentliche Verwaltung von Infrastrukturprojekten. In Japan waren die Nachkriegsinvestitionen in die Verkehrs- und Energieinfrastruktur Schlüsselfaktoren für den wirtschaftlichen Aufschwung. Die Behörden gingen an jedes Projekt mit Bedacht heran und analysierten, wo Straßen, Häfen und Kraftwerke benötigt wurden, um wichtige Industriegebiete zu entwickeln. So hat beispielsweise der Bau des Shinkansen-Hochgeschwindigkeitsnetzes, das die wichtigsten Wirtschaftszentren erschließt, den Verkehr deutlich beschleunigt und erschwinglicher gemacht und damit die Wirtschaftstätigkeit im ganzen Land angekurbelt.
In ähnlicher Weise hat Frankreich auch öffentlich verwaltete Investitionen zur Unterstützung strategischer Industrien eingesetzt. Das in den 1970er Jahren in Frankreich eingeleitete Programm für den Bau von Kernkraftwerken hat dem Land Energieunabhängigkeit und eine kontinuierliche Stromversorgung gebracht. Das Projekt wurde sorgfältig kalkuliert und von umfangreichen wissenschaftlichen Untersuchungen begleitet, so dass Frankreich die Probleme vermeiden konnte, mit denen viele andere Länder konfrontiert sind, die versuchen, komplexe Technologien einzuführen, ohne über die entsprechenden Kompetenzen zu verfügen. Ein weitsichtiger Ansatz und die Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Einrichtungen machten dieses Programm zu einer der erfolgreichsten Infrastrukturinitiativen.
Das südkoreanische Beispiel
Inspiriert von den Beispielen Japans und Frankreichs schuf Südkorea in den 1960er und 1970er Jahren staatliche Programme zur Förderung der industriellen Produktion und des Exports, die das Land zu einem der weltweit führenden Hersteller von Elektronik, Autos und Schiffen machten. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern kopierte Südkorea nicht einfach externe Ansätze, sondern passte sie an die lokalen Bedingungen an. Die Regierung arbeitete mit privaten Unternehmen zusammen, um ein günstiges Umfeld für deren Wachstum und Entwicklung zu schaffen. Dieser flexible und durchdachte Ansatz hat Südkorea einen nachhaltigen Vorteil auf der Weltbühne verschafft.
Schlussfolgerungen
Der Erfolg öffentlicher Projekte in den Bereichen Infrastruktur und Industrie hing von der Fähigkeit der Behörden ab, die spezifischen Bedingungen des Landes zu erkennen und globale Ansätze an sie anzupassen. Öffentliche Initiativen, die eine strategische Planung mit einer engen Zusammenarbeit mit dem Privatsektor und der Wissenschaft verbinden, sind in der Regel nachhaltiger und bringen dem Land langfristige Vorteile. Diese Beispiele zeigen, dass eine gut durchdachte und maßgeschneiderte Governance die wirtschaftliche Entwicklung nicht nur unterstützen, sondern auch erheblich beschleunigen kann.
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